Zeit by Nicole

Zeit by Nicole

Autor:Nicole
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Golden flirrte das Sonnenlicht, das durch das Laub der ausladenden Bäume fiel, und verzauberte ihren kühlenden Schatten. Heiß war es, ohne schwül zu sein; einer dieser heißen Tage in Singapur, der Konturen messerscharf zog und Farben kühn leuchten ließ, das Lied der Vögel, das Sirren der Zikaden jedoch zu einem trägen Murmeln dämpfte.

Eine Ahnung von Wasser lag in der Luft, wusch sie klar, füllte sie mit einem Wellenklang, der nicht zu hören, nur zu spüren war, ein Flüstern auf der Haut.

Hell strahlte das Haus aus dem Grün hervor, seine glatte Fassade gegen die Türen und Fensterläden aus dunklem, poliertem Holz noch weißer. Eine Kaurimuschel. Wie diejenige, die Raharjo einst für sie dagelassen hatte, im Pavillon. Das Haus, das er einmal für sie hatte bauen wollen.

Kulit Kerang. Der syce des Mietwagens hatte auf Anhieb gewusst, wo in der Serangoon Road ein Mann namens Raharjo lebte.

So groß wie Bonheur musste dieses Haus sein, vielleicht noch größer, sein Dach mit denselben roten Ziegeln aus Malakka gedeckt. Verlassen wirkte es an diesem Morgen. Abweisend.

Georgina schluckte.

»Mem?«

Das breite Lächeln des syce war umso unsicherer geworden, je länger er ausharren musste, eine Hand auf dem geöffneten Wagenschlag, die andere ihr entgegengestreckt. Auch die beiden Wachposten vor dem Haus musterten sie irritiert, warfen sich gegenseitig fragende Blicke zu; bewaffnet waren sie, wie die beiden Männer an der Einfahrt zum Grundstück.

Georgina gab sich einen Ruck und stieg an der Hand des syce aus. Den Kopf mit dem kleinen, bändergeschmückten Strohhut hochgereckt, trat sie auf die beiden Wachposten zu.

»Bringt mich zu eurem Tuan. Sagt ihm, Nilam will ihn sprechen.«

Schweigend musterte er sie.

Sie stand aufrecht vor seinem Schreibtisch, einen albernen Hut auf dem hochgesteckten Haar. In einem dieser Kleider mit enger Taille, weiten, bauschigen Ärmeln und Röcken wie eine Kuppel. Ein hochwertiges, aber kein allzu teures Kleid, das ihre kräftigen Farben betonte. Hübsch, aber nicht besonders auffällig, geschneidert aus einem leichten Baumwollstoff in zweierlei Blumenmuster.

Weiß und Blau, wie chinesisches Porzellan. Wie Meer und Gischt.

Ob sie sich mit Bedacht so gekleidet hatte?

Er hatte sie nie für berechnend gehalten, aber darin mochte er sich getäuscht haben. Wie in vielem anderen. Er hätte auch nicht geglaubt, dass sie so dreist sein würde, ihn aufzusuchen. Im ersten Moment hatte er sie hinauswerfen lassen wollen, sie dann aber einfach in der Halle warten lassen, bis seine Neugierde ihm keine Ruhe mehr gelassen hatte. Bis die alten Narben zu sehr störten.

Kalt und klar waren ihre Augen. Wie am Tag ihrer Hochzeit mit dem Orang Putih.

Nur wie ihre Finger über die Handschuhe rieben, die sie in der Hand hielt, über den Verschluss ihrer Tasche, verriet, dass sie sich nicht so sicher fühlte, wie sie sich gab. Ließ hinter der voll erblühten, erwachsenen Nyonya das kleine Mädchen aufscheinen, das sie einmal gewesen war.

Die junge Frau, die er einmal kannte und doch nie gekannt hatte.

»Was willst du?«, gab er schließlich barsch von sich.

»Ich will die Fracht zurück, die du unserer Firma gestohlen hast.«

Um seinen Mund zuckte es. »Was habe ich damit zu schaffen?«

»Ich weiß, dass du es warst.«

Seine Brauen zogen sich zusammen.



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